Blockchain und Demokratie –  Kraftwerk Berlin

 Revision (by Amatus) unter diesem Titel – wer genau dahinter steckt, ist mir bis heute unklar – fanden sich Gründer, Wissenschaftler, Künstler, Entwickler und Denker zusammen, um über die Möglichkeiten der zukünftigen Digitalisierung und vor allem über „Blockchain“ zusprechen, dies ausschließlich in englischer Sprache. Viele internationale junge Menschen, vermutlich aber nicht so viele wie erwartet, denn 1/3 der Stühle waren nur besetzt, kamen zusammen, um sich u.a. am trendeigen Veranstaltungsort, dem Kraftwerk Berlin zu treffen, sich auszutauschen, zu netzwerken. Der Betonbau in dem man sich traf, war seit den 60er Jahren, 35 Jahre lang, das monströse Kraftwerk Ost-Berlins. Nun findet sich hier der Technoclub Tresor und es finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Cool soll es sein, die Lasershow wirkt eher beliebig und unbeholfen, die Gebläse sind laut, da die großen Betonhallen schwer zu heizen sind und sie wirbeln Staub auf, die Luft ist trocken, das Terrain nebelig und dämmrig. 

Was ist Blockchain?

Der Begriff Blockchain (dt. Block/Kette) ist in aktuellen Business English Lexikon (u.a. dass gerade bei Aldi angeboten wird) nicht zu finden. Blockchain wird als die zukünftige Technologie verhandelt. Sie ist ein angeblich sicheres Werkzeug, eine programmierte Matrix, eine Verkettung von mehreren Daten, die beispielsweise Artikelnummer, Artikelname und Bezahlvorgang miteinander verknüpfen. Neu ist, das diese digitalen Verknüpfungen fälschungssicher, also unveränderbar, nachvollziehbar (für berechtigte Personen) und transparent sein sollen. Man kann mit Blockchain Währungs- und Zahlungssysteme aufbauen, Verträge gestalten und sichere Dokumentationen durchführen.

Eine der ersten Anwendungen von Blockchain war eine dezentrale Datenbank die die digitale Währung Bitcoin abwickelte. Das klassische Banksystem, bei dem es ein zentrales Clearing der Geldbewegungen stattfindet ist mit Blockchain nicht mehr erforderlich. Bitcoin ist seit 2009 ein digitales Zahlungsmittel (eine von mehreren Kryptowährungen), das somit u.a. nicht an Öffnungszeiten und Buchungssystemen von Banken gebunden ist. Der Preis eines Bitcoin zum Euro und anderen Währungen folgt den Grundprinzipien der Preisentwicklung an der Börse. Das Wissen von Verkäufern und Käufern der digitalen Währungen ist analog des Börsengeschehens, ein Spiel oder auch eine Sache des Glaubens: Der Übereinkunft von mehreren Menschen, etwas als wertvoll zu betrachten.

 

Wie nützt Blockchain der Demokratie?

Ich war gekommen um mir die Haltung von Politiker zu digitalen Prozessen anzuhören. Ich wollte wissen, welche der aktuellen digitalen Prozessen erachten Politiker in einer Demokratie für wichtig. Die angekündigt Politiker waren jedoch nicht gekommen und wurden auch nicht entschuldigt. Dafür saß eine Blockchainmitarbeiterin auf dem Podium. Die junge Frau mit Hornbrille unterstützte ihr Reden mit ausladender Handgeste: „…die Revolution des Denkens bietet mittels Blockchain-Technologie für die Demokratie große Möglichkeiten. Ja, die Politiker würden das alles nicht mehr verstehen, man müßte es Ihnen erklären.“ Hm, komisch, wo waren sie denn die Politiker.

Blockchain-Mitarbeiterin

Die Frage What is Democracy in the Digital Age? dieser Slogan der Veranstaltung wurde kurzerhand entsprechend umgedreht: Wie kann man Blockchain in einer Demokratie nutzen? Die Demokratie als Anwendungsgebiet: Man kann sichere Wahlen damit abhalten, Umfragen starten, Prognosen erhalten, das betrifft das E-Voting. Im Idealfall soll Blockchain also eine autoritätsfreie virtuelle Infrastruktur bieten.

Aus dem Publikum die Frage an Nafees Hamid, dem Moderator, der im Rahmen des International Centre for Counter-Terrorism Gruppierungen der IS interviewt hat. Er bestätigt das diese und andere nicht-demokratische Organisationen und Gruppen natürlich auch dieselben Technologien benutzen. Zum Schluss eine Frage eines jungen Mannes: Warum sprechen wir über Demokratie, ist das überhaupt die richtige Form? – Da beißt sich nun die Ratte in den Schwanz.

 

Annika Heintz (change.org) und Benjamin Snow (Civocracy)

Nikolas Becker & Léa Briand (abgeordnetenwatch.de)

Der schwarze Mantel

Ich habe meinen neuen Mantel der jungen Frau an der Garderobe gegeben. Sie hatte schon 100 andere schwarzer Mäntel angenommen. Mein schwarzer Mantel, edler Stoff, klarer Schnitt, die Ärmel waren sogar lang genug, war ein Geschenk eines Philosophen. Ich vermute, er war ein abgelegter Mantel eine ehemaligen Geliebte, er war an der Garderobe in der Denkerei hängen geblieben. Er stand mir.  Die junge Frau gab mir eine Marke mit einer Nummer. Leider habe ich die Marke im düsteren Betonbunker verloren.

Hätte ich doch eine Blockchain-Mantelnummer-Transaktion vorgenommen, diese kann ja nicht verloren gehen und wäre sicher, dann hätte ich meinen Mantel zurück bekommen. Daher werde ich in Zukunft nur noch meinen Mantel abgeben bei Personen und Organisationen die digitale Werkzeuge wie Blockchain verwenden, die ich kenne und denen ich vertraue. Revision müsste seinerseits trotzdem die Mantelabgabeaufforderungen im Blick behalten. Revision kann dann auch Schmutzflecken erkennen lassen und in der Regel könnte Revision die betreffenden Mäntel in der Besuchszeit reinigen lassen, eigentlich dürfte der Mantel danach nicht an einem falsch Ort hängen, dennoch sollte man zusätzliche Kontrollmechanismen nutzen, um die Sicherheit und die Redundanz zu erhöhen. In der Zukunft könnten zusätzliche Dienste entstehen, die Kunden und Unternehmen mehr Auswahl und Schutz bieten – und Schmutz beseitigen.

Beate Klompmaker (Text und Fotos)

Ein interessanter Artikel zum Thema hat Andy Yee, ein Technologieexperte aus China geschrieben. Hier nachzulesen:Internet and blockchain technologies: authoritarian or democratic?

 

vor 5 Jahren