In der Spätsommersonne stehen vor dem Zuse Institute in Berlin Dr. Christian Gries mit Anja Müller vom digiS Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin. DigiS berät Berliner Kulturerbeeinrichtungen, koordiniert das Förderprogramm zur Digitalisierung des Berliner Kulturerbes und stellt technischen Services für die Präsentation und langfristige Nachnutzbarkeit zur Verfügung. Anja Müller eröffnet am 23.09.2019 den Workshop Digitale Strategien für Kultureinrichtungen, den Impulsvortrag Handlungsräumen und digitaler Reife. Digitale Strategien für Museen hält Dr. Christian Gries, der zugleich den interessanten Blog Iliou melathron zum Thema Kultur, Medien und Digitalisierung führt.
Das „digitale Gegenüber“
Gries beginnt seinen Vortrag mit dem Satz: „Jede digitales Strategie beginnt mit einer Bestandsaufnahme.“ Gries wendet seine Strategiegedanken auf die gesamte Kulturinstitution an und hat gleichzeitig die Öffentlichkeit und den Besucher als Gesamtkonstrukt im Blick. Für ihn lautet die Fragen: „Über welche Instrumente mache ich Inhalte verfügbar? Steht eine digitale Sammlung im Mittelpunkt? Wie soll die Sammlung erschlossen werden? Sollen die Besucher auf meiner Webseite „digital schlendern“ und setzte ich daher Schlagworte und Kategorien ein? Wie sehen die Zielgruppen aus, die ich erreichen möchte? Wie sieht ein Besuch in der Kultureinrichtung generell aus (vorher, vor Ort, danach)?“ Bei der Definition des „digitalen Gegenübers“ helfen verschiedene Persona-Profile, die Gries als Proto-Profile gerne nutzt um konkretere Szenarien durchzuspielen.
Die Veränderungen bei der Digitalisierung in Institutionen
In Kleingruppen des Workshops wird diskutiert, wie es um die Veränderungsfähigkeit von Institutionen auf dem Weg in die Digitalisierung steht. Und wie es mit der Bereitschaft zur Veränderung, von der Aufsicht bis zur Führungsebene im Museum, aussieht. Wie kann man Mitarbeiter mitnehmen auf dem Weg zur Digitalisierung? Sehr interessant war eine Darstellung von Christian Gries, auf der sichtbar wurde, woran es auf dem Weg zur Digitalisierung in Institutionen oft hapert. Dies ist vergleichbar mit Zahlen aus der feien Wirtschaft, als problemhaft hat sich fehlendes Wissen, zu viele EntscheiderInnen und fehlende Mittel (Finanzen, Personal, Sachmittel, Zeit) im Prozess der Digitalisierung erwiesen.
Das digiS hat übrigens eine empfehlenswertes Handbuch online gestellt Neue rechtliche Rahmenbedingungen für Digitalisierungsprojekte von Gedächtnisinstitutionen (Paul Kimpel, Fabian Rock, John H. Weitzmann). Erläutert werden hier rechtliche Gestaltungsräume von Museen, Archive und Bibliotheken bei der Digitalisierung von Inhalten. Die Broschüre bietet Orientierung bezüglich Nutzungsrechte, dem Urheberrecht, dem Persönlichkeitsrecht und beispielsweise dem Lizenzrecht.