Der Grosse Glasschrank

Der „Grosse Glasschrank“ von dem Schweizer Künstler Thomas Huber ist eine Vitrine aus lackiertem Kirschbaumholz. In deren fünf Fächern werden dreizehn mundgeblasene Gefässe aus grünlichem böhmischem Glas präsentiert. Die Gefässe sind jeweils mit einem in das Glas geätzten Eichstrich und dem Schriftzug „Geeichte Bildtiefe – Thomas Huber, 1992“ versehen. Der „Grosse Glasschrank“ gehört zu Hubers bislang umfangsreichsten Werkgruppe „Die Bank – Eine Wertvorstellung“ (1989/1992), die über 140 Werke umfasst. Der „Grosse Glasschrank“ verdeutlicht dabei den alchimistischen Aspekt. In der Rückwand des Schranks ist im Holzfurnier eine große Flamme eingelassen. Im Sinn einer Wärmemetapher verkörpert der Glasschrank für Huber auch das Bild eines Ofens – und ist ein Hinweis auf die transformatorische Kraft der Kunst.

Die Glasgefässe, die der Künstler in mehreren Ölbildern, Aquarellen, Zeichnungen und plastischen Modellen als Motiv entwickelt, sind nach alchemistischen Prinzipien je einem Tier, einem Metall und einer Farbe zugeordnet. Das folgende Foto stellt ein Fisch als Intarsie dar, er ist im unteren drittel des Fotos zu finden.

Intarsie eines Fisches von Thomas Huber, Kirschbaumholz (zu finden im unteren Drittel des Fotos)  Foto: B. Klompmaker

Vasen und Tiere sind zudem als Seifenformen und als geätzte Formen in den Glasscheiben des „Grossen Bankmodells“ umgesetzt, das sich im Besitz des Mamcos in Genf befindet. In der humorvollen Erzählung „Die Bank – Eine Wertvorstellung“ (1991) spielt der Ofen eine Hauptrolle, wobei der Protagonist, ein Künstler, alchemistische Prozesse auf sein Kunstschaffen und das Kunstsystem überträgt.

Ein zweiter wichtiger Aspekt des „Grossen Glasschrankes“ ist Hubers Masssystem, das Huber mit der Künstlerrede „Vom Eichen der Bildtiefe“ in seiner Ausstellung „Der Duft des Geldes“ im Centraal Museum Utrecht (1992) demonstriert: Huber füllt vor sitzendem Publikum Wasser in die Gefässe des „Grossen Glasschranks“ und ermittelt anhand ihres Klangs die „Geeichte Bildtiefe“. Der „Grosse Glasschrank“ ist ein Prototyp Hubers „Bildanschauung“, an dem deutlich wird, dass Huber sich keinen Trends unterwirft, sondern ein für sein Œuvre eigenes Ordnungsprinzip schafft.

Weitere Informationen sind hier zu finden: Der Grosse Glasschrank in der Online-Sammlung des Aargauer Kunsthauses. Der „Grosse Glasschrank“ wurde 2018 anlässlich der Ausstellung „Bilder für alle. Druckgrafik und Multiples von Thomas Huber 1980–2018“ vom Aargauer Kunsthaus angekauft. Das Museum besitzt auch ein weiteres Schlüsselwerk des Künstlers „Das Kabinett der Bilder“ (2004), dass im Rahmen der Retrospektive Hubers angekauft wurde. Zudem ist im Erdgeschoss des Museums die Bibliothek mit Gemälden von Thomas Huber und Mobiliar von Hubers Mutter Martha Huber-Villiger gestaltet worden (2003).

Seifenformen des „Großen Bankmodells“ der Werkgruppe „Die Bank – Eine Wertvorstellung“ aus dem Jahr 1992, Besitz Mamco, Genf, Foto: B.K.
Thomas Huber in der Rolle des Bankdirektors neben dem Grossen Glasschrank. 1992. Detail aus Foto von: C. Dahmen, Düsseldorf

Thomas Huber, 1955 in Zürich geboren, ist ein konzeptueller Maler und Denker. Seine Bildauffassung setzt er in den Bereichen Malerei, Aquarell, Zeichnung, Objekt, Druckgrafik, Kunst am Bau, Künstlerrede und Künstlerbuch um. Besonderes Markenzeichen Hubers sind „Künstlerreden“, in denen er seine Bilder vor Publikum präsentiert.

Informationen findet man auch auf der Webseite www.huberville.de

vor 5 Jahren