Avishai Cohen, Foto: B. Klompmaker

Gelb: Avishai Cohen danach und die Philharmonie davor

Der Bassist und Komponist Avishai Cohen hat am 27. September 2019 um 20 Uhr im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie unglaublich intensive Klangteppiche in den Raum gespielt. Cohen, 1970 in Israel geboren, spielt Jazz auf eine besondere Art und Weise: Er setzt Klangteppiche und Rhythmen in einer Intensität neben und gegeneinander, wie es sonst kein Bassist macht. Cohen „entlockt dem Kontrabass melodiöse Verrenkungen und flüsternde Töne, um ihm am Ende, auf dem Korpus klopfend, wieder mit seinen Mitmusikern verschmelzen zu lassen.“ so Wilhelm Klotzek in seiner Konzertrezension „Dieser Kontrabass spricht viele Sprachen“ (rbb24, 28.9.2019). Der Pianist Elchin Shirinov aus Aserbaidschan und Noam David, ein Jugendfreund Cohens, Drums, sind die ideale Besetzung des Trios für diesen zweistündigen Abend.

Kammermusiksaal in der Berliner Philharmonie, 2019, Foto: B.K.

Bühnenbild

Das Bühnenbild ist schlicht gehalten: Zwei große Perserteppiche auf denen Drums, Kontrabass und Flügel positioniert sind. Die dezente Beleuchtung ist auf die Mitte ausgerichtet. Das mittige Setting, war selbst für die Musiker ungewohnt, der sehr symphatische Cohen entschuldigte sich zweimal dafür, dass einige im Publikum ihn von hinten sehen und nicht von vorn.  Das intensive Zusammenspiel des unprätentiösen Trios – man merke: sie hatten einfach Spass am Spielen – nimmt die Zuhörer in den Bann, es gibt viele Zwischenapplaus, beispielsweise wenn ein Instrument musikalisch hervor prescht und nach einer ekstatischen Klangebene wieder verschwand. Cohen bot die neuen Werken seines im Juni erschienenen Albums „Arvoles“ dar. Nach eineinhalb Stunden gab es stehenden Applaus und drei Zugaben.

Das erste Lied war ein Gesang Cohens und Kontrabass, es schien, als ob sich ein ganzes Orchester in seinem Bass versteckt hatte: so viele Klangfarben, mehrerer Töne gleichzeitig und Rhythmen fügten sich zusammen und vereinten sich mit Cohens hymneartigen Gesang, der als ein langsames melodiöses herantasten an einen Ton beschrieben werden kann. Danach spielt das Trio noch zwei Stücke, die ich hier kurz vorstelle, da sie mich seit einem halben Jahr oft begleiten:

Ein magisches Stück, im Stil eines Ostinato:Remembering“.

Das zweite Stück  „Seven Seas“ arbeitet mit fast unerhörten oder ungehörten Klangteppichen, Dynamiken und Stilen, die sich wie Bewusstseinsebenen miteinander verweben, aufscheinen und wieder verschwinden.

Einfach schön auch „Calm“ aus dem Album „Continue“:

Senkrechte und waagerechte Bewegungen

Zu beobachten sind zwei Bewegungsformen beim Publikum und bei den Musikern. Bewegungen, die im Sitzen möglich sind: Einmal die Bewegung des Kopfes von rechts nach links im Verlauf einer acht (8) oder einer Serpentine.

Und zweitens eine weitere ursprüngliche Bewegung: das Kopfnicken, die minimalste Form des Tanzes. Daneben spielen Hand, Finger und Füße eine weitere Rolle in der ↔ oder ↑↓ Bewegung.

II: Kopfbewegung von oben nach unten :II bei Tempiwechsel und Solowechsel, davor meistens ein Moment des Innehaltens.

Senkrechte und wagerechte Bewegung des Kopfes zur Musik, Zeichnung, B. Klompmaker. 2019
Hängende Lautsprecher in der Philharmonie in Form von Marden, Foto: B. K.
Berline Philharmonie, von hinten mit Flossendach, 2019, Foto: B.K.

Innen: Die Lautsprecher im Kammermusiksaal haben organisch senkrechte Formen und erinnern an Raupen.

Außen: Zu schwingen scheint das obere wellenartige Dach des Kammerkonzertsaals. Davor das eckigen graue Dach, die Senkrechten sind rhythmisch staccatohaft angelegt.

Alle Fotos: © VG-BildKunst für B. Klompmaker

 

vor 5 Jahren